Karniplants Faszination fleischfressende Planzen

Die 5 Fallen der fleischfressenden Pflanzen

Typisches Pflanzenfutter.
Fliege auf Blatt

Im vorherigen Artikel ging es um die unterschiedlichen Arten und Gattungen der fleischfressenden Pflanzen, hier jedoch dreht sich nun alles um die Pflanzen selbst. Genauer gesagt beleuchten wir jetzt endlich einmal die verschiedenen Fallen sowie deren Mechanismen. Ein sehr spannender Aspekt, der oft leider viel zu kurz kommt oder nur am Rande erwähnt wird. Auch deshalb wollten wir den Fallen an dieser Stelle einen ganzen Artikel widmen.

Inhalt:
  1. Grubenfallen
  2. Klappfallen
  3. Klebefallen
  4. Reusenfallen
  5. Saugfallen
  6. Leidenschaft für fleischfressende Pflanzen

Schließlich sind die Fallen es, die die Pflanzen überhaupt erst definieren. Ihre Funktion ist es, die Beute anlockt, greift und schlussendlich vollständig verdaut. Den Fallen ist es darüber hinaus zu verdanken, dass die Pflanzen überhaupt in der Lage sind, Fleisch entsprechend zu verwerten und somit zu fleischfressenden Pflanzen zu werden. Ein äußerst interessanter wie auch biologisch sehr komplexer Ablauf. Am Ende bleibt das Erstaunen darüber, dass Pflanzen Fleischfresser sein können.

Mit den Fallen gleichen die fleischfressenden Pflanzen also einen potenziellen Nährstoffmangel aus und/oder überstehen Zeiträume, in denen sie auf andere Art kaum an die benötigten Nährstoffe gelangen würden. Diese Funktionsweise ist bei Pflanzen überaus clever, zumal die verschiedenen Fallen zum Teil auch sehr aufwendige Fangmechanismen besitzen und somit äußerst komplex arbeiten. Doch schauen wir uns das Lock- und Fangverhalten der einzelnen Fallen noch einmal im Detail an.

Grubenfallen

Grubenfalle einer Kannenpflanze
Grubenfalle einer Kannenpflanze

Bei der Grubenfalle bilden umgeformte Blätter eine Art Trichter oder Krug, aus dem es dann kein Entkommen mehr gibt. Die Ränder dieser Kannen, Krüge und Kelche sind mit köstlichem Nektar versehen, der die Insekten regelrecht anlockt und ins Verderben stürzen lässt. Wie bei einem Trichter führt anschließend kein Weg mehr hinaus. So sind die Ränder der Grubenfallen nicht nur mit Nektar besäumt, gebogene Härchen verhindern zudem, dass Insekten in die andere Richtung laufen können. Einmal im Inneren gefangen, sind die Innenwände außerdem spiegelglatt, weshalb die kleinen Lebewesen unweigerlich hinabrutschen und dort meist in einer Flüssigkeit landen, die sie langsam zersetzt und in der sie vorher auch oft schon ertrinken.

Die so nach der Zersetzung gewonnenen Nährstoffe nimmt die Pflanze auf und lebt von ihnen oder gleicht Mängel effektiv aus. Die größten Grubenfallen können dabei bis zu 50 Zentimeter groß werden, was hierzulande kaum vorstellbar ist und auch allgemein nur sehr selten vorkommt. Es handelt sich also um absolute Ausnahmen.

Klappfallen

Falle der Venusfliegenfalle
Diese Fühler lösen die Fangblätter aus.

Bei den Klappfallen handelt es sich in der Regel um eine sehr klassische Falle. Hier sind es kleine Fühler
oder Tentakel an der Innenseite, die den eigentlichen Mechanismus der Falle auslösen. Einmal berührt, erkennt die Falle sofort, dass sich im Inneren eine lebendige Beute befindet. Augenblicklich beginnt die Falle sich zu schließen und ein Entkommen der Beute ist im Grunde genommen nicht mehr möglich. Auch deshalb, weil äußere Haken zusätzliche Schranken bilden. Ist die Falle dann erst einmal vollständig geschlossen, ist somit jegliche Hoffnung einer Flucht hinfort.

Nun produziert die fleischfressende Pflanze eine ätzende Verdauungsflüssigkeit, um die Beute im Inneren schnellstmöglich zu zersetzten. Erst wenn sie damit fertig ist, öffnet sie sich wieder. Übrig bleiben von der Beute dann lediglich etwaige Chitin-Panzer oder ähnlich harte und unverdauliche Materialien. Die Venusfliegenfalle ist das wohl beste Beispiel für eine Klappfalle. Die Karnivore zeigt dabei auch sehr schön, wie aufwendig und kräftezehrend der Vorgang des Schließens für die Pflanze ist. So sterben Klappfallen nach einigen Malen des Schließens meist vollständig ab und müssen sich erst neu bilden. Wird eine Venusfliegenfalle gefüttert, stirbt sie ebenfalls sehr schnell, weil die ständige, viel zu häufige Aktivierung dafür sorgt, dass der Pflanze die Kräfte ausgehen und sie die Falle abstoßen muss.

Klebefallen

Funkelt verführerisch.
Funkelt verführerisch.

Die Klebefallen gehören sicherlich mit zu den schönsten Fallen aller fleischfressenden Pflanzen, zumal diese oft gar nicht unbedingt nach einer Falle aussehen. Genau das ist auch der Trick bei der Sache, denn durch ein reflektierendes Sekret werden Beutetiere regelrecht in die Falle gelockt. So funkelt der Fangschleim oft wunderschön im Licht, beinhaltet aufregende Reflexionen und riecht bei einigen Pflanzen sogar leicht süßlich, manchmal wie Honig. Glitzert der Schleim erst einmal in allen Regenbogenfarben können Insekten nur selten widerstehen, verfangen sich in ihm und kleben dann augenblicklich fest.

Je mehr sie kämpfen, desto schlimmer wird es, bis sie die Kraft verlässt und sie vollkommen mit dem Schleim benetzt sind. Viele fleischfressende Pflanzen, die Klebefallen besitzen, rollen ihre Blätter zusätzlich stark ein, wenn sich Beute an ihnen festgeklebt hat. Dann sind die kleinen Tiere noch mehr eingequetscht und gefangen. Nun erfolgt auch die Zersetzung der Beute durch ein entsprechendes Enzym, mit dem gleichzeitig die Nährstoffe aufgenommen und verwendet werden.

Reusenfallen

Reusenfalle
Die seltene Papageien-Schlauchpflanze besitzt Reusenfallen.

Wer die Bezeichnung Reusenfallen hört, der denkt vermutlich sofort an die Reusen, die zum Fischfang eingesetzt werden. So ähnlich funktioniert tatsächlich auch die Reuse der fleischfressenden Pflanzen.
Durch einen Schlitz in der Y-förmigen Reuse können sich angelockte Beutetiere lediglich in eine Richtung bewegen. Härchen versperren zudem jeglichen Weg zurück. Es geht also wirklich nur vorwärts und somit immer tiefer in das Innere der Reuse hinein. Die Verdickung im oberen Bereich der Reuse stellt bei den fleischfressenden Pflanzen den Magen dar, in welchem die Beute zersetzt und verwertet wird.

Diese Art von Falle ist extrem effektiv und gleichzeitig unglaublich fies, da es in den Reusen für die Beutetiere förmlich immer nur schlimmer und schlimmer wird. Ein Entkommen oder Umdrehen wird komplett verwehrt, stattdessen werden sie gezwungen, weiter in ihr Verderben zu kriechen.

Saugfallen

Wasserschlauch-Saugfalle
Wasserschlauch-Saugfalle

Saugfallen funktionieren nur unter Wasser oder in besonders feuchter Erde, die sie umgibt. Die Funktion ist dabei denkbar einfach. Durch einen Unterdruck wird die Beute mit dem Wasser um sie herum eingesaugt. Dies geschieht ganz plötzlich und unerwartet. Kleine Härchen registrieren Bewegungen in der Nähe, woraufhin die Fangblasen aktiviert werden und den eigentlichen Unterdruck erzeugen, der blitzartig für einen Saugeffekt sorgt. Im selben Moment ist die Beute dann auch schon im Inneren der Falle verschwunden und eingesperrt. Hier wird sie nun zersetzt und anschließend noch verdaut.

Interessant ist bei den Saugfallen vor allem die Geschwindigkeit, in der die ganze Fangaktion stattfindet. In weniger als einer Millisekunde öffnet sich die Fangblase und saugt alles ein, was sich in der direkten Nähe befindet. Das heißt natürlich auch, dass kaum ein Beutetier überhaupt noch reagieren kann. Es wird mit einem plötzlichen Ruck eingesaugt und hat keine Chance, sich zu wehren, sollte es in die Nähe der Fangblase gelangen. Die Saugfallen sind die schnellsten Fallen aller Karnivoren. Wo die Venusfliegenfalle zum Schließen ihrer Klappen durchaus ein wenig mehr Zeit benötigt, geht bei der Saugfalle alles ganz plötzlich und vor allem auch schnell.

Leidenschaft für fleischfressende Pflanzen

Die verschiedenen Fallen der Karnivoren sind hochinteressant. Nicht nur, dass sie sich teils stark voneinander unterscheiden, auch ist es überaus beeindruckend, wie effektiv Fallen und Pflanzen reagieren können. Die Saugfalle stellt mit ihrem blitzartigen Unterdruck dabei eine ganz besonders große Überraschung dar, während die Venusfliegenfalle zwar träge reagiert, aber dennoch gezielt nach ihrer Beute greifen kann. Sie alle sind außerdem äußerst effektiv in dem, was sie tun, und sie alle werden durch ihre Fallen zu Fleischfressern, also fleischfressenden Pflanzen.

Am Ende hoffen wir, dass wir euch die Systeme und Mechanismen der unterschiedlichen Fallen ganz gut erklären konnten und ihr ebenso fasziniert von deren Funktion seid, wie wir es sind. Wer mehr erfahren möchte, findet hier auf der Website noch viele weitere Anleitungen, Hinweise und ausführliche Erklärungen zu den fleischfressenden Pflanzen.
Auch zur Kultivierung in einem Moorkübel hatten wir kürzlich erst etwas geschrieben.
Schaut es euch ruhig genauer an. Die Faszination für diese Lebewesen ist es, die uns alle verbindet und die Karnivore zu einem wunderbaren Hobby werden lässt.

Mit den Fallen soll es das nun jedoch erst einmal gewesen sein.
Für weitere Artikel folgt einfach unserem Blog, auf dem wir regelmäßig neue Inhalte veröffentlichen.
Egal ob erste Eindrücke oder konkrete Erfahrungen mit Pflanzen und Kultivierungsformen, wir teilen hier alles mit euch,
was für Liebhaber von fleischfressenden Pflanzen von Relevanz
ist. Seid gespannt und bis bald.


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