Fleischfressen Pflanzen füttern: Warum Dünger schlecht, Futter aber gut sein kann (inkl. Tipps & Anleitung)

Immer wieder heißt es, dass fleischfressende Pflanzen keinen Dünger benötigen. Die meisten Profis (wir übrigens auch) warnen deshalb tatsächlich davor, Karnivore gesondert zu düngen, da der Dünger oft zu einer Überversorgung mit Nährstoffen führt, die der Pflanze massiven Schaden zufügen kann. Das Resultat von etwaigen Düngungsaktionen ist dann meist, dass die Karnivore eingeht und somit entsprechend stirbt. Das ist nicht unbedingt das Ziel eines interessierten Pflanzenfreundes.
Auch das Füttern der fleischfressenden Pflanzen ist etwas, was gerade für Anfänger wenig empfehlenswert erscheint. Das liegt unter anderem daran, dass das Füttern der Pflanzen nur eine andere Form von Düngung darstellt, wenn man es genau nimmt. Heißt im Klartext, dass durch das Füttern ebenfalls schnell und vor allem schlagartig eine Überversorgung herbeigeführt werden kann, die der Pflanze dann wieder schaden zufügt.
Doch es gibt dennoch Ausnahmen, genau wie beim Düngen auch. Auf diese Sonderfälle, Besonderheiten und Eigenheiten möchten wir in diesem Beitrag eingehen. Hier werden wir erfahrenen Nutzern ein paar Zusatzinformationen bezüglich Düngung und Fütterung liefern. Seid also gespannt.
Richtig ist und bleibt erst einmal, dass Neulinge und unerfahrene Pflanzenhalter unbedingt die Finger davon lassen sollten, da zu schnell zu viel falsch gemacht werden kann. Gerne erklären wir euch die Sache aber noch ein wenig ausführlicher.
Düngung ist oft die falsche Methode

Das Einzige, was fleischfressende Pflanzen wirklich benötigen, ist Wasser. Nach Möglichkeit kalkfrei und im besten Fall natürliches Regenwasser. Das allein macht bereits deutlich, wie besonders die Pflanzen in Bezug auf ihre Ernährung sind. Sie möchten nicht gedüngt werden und sie ziehen ihre Nährstoffe nicht nur aus dem Boden, sondern vor allem aus ihrer Beute.
Das liegt auch an ihrem Ursprung. Karnivore wachsen oft in Gebieten, in denen unwirtliche Bedingungen herrschen. In feuchten Mooren sind sie zu finden, ebenso wie im Dschungel oder an Hängen von großflächigen Gebirgen. Dort versuchen sie, mit auffällig wachsenden Blüten die Aufmerksamkeit ihrer Beutetiere zu erregen.
Sie locken Kleintiere daher mit Farbe und Geruch aktiv an, funkeln in der Sonne und versprühen Lockstoffe. Fangen sie anschließend etwas, beginnt ein Prozess der Verwertung, der die Beute mit Enzymen zersetzt und ihre Nährstoffe in die Pflanze überträgt. Vor Kurzem hatten wir erst darüber geschrieben, dass fleischfressende Pflanzen zudem nicht nur Fleisch, sondern unter bestimmten Bedingungen durchaus auch Gemüse verwerten können.
Fütterung führt schnell zu einer Überversorgung

Fleischfressende Pflanzen decken ihren Nährstoffbedarf also über die gefangene Beute. Da sie nicht sonderlich oft etwas fangen, kommt es in der Natur auch nicht zu einer Überversorgung. Anders sieht es dann wieder aus, wenn die Karnivoren auf der Fensterbank gefüttert werden.
Viele können dem Drang nämlich nicht widerstehen, der fleischfressenden Pflanze alle möglichen Insekten in die Falle zu legen. Gerade wer eine Terrasse hat, weiß, dass dort oft tote Fliegen etc. herumliegen. Diese werden nur zur gerne und als vermeintlich gute Tat in die Falle der Pflanze gelegt, damit diese wiederum etwas zu fressen hat.
In der Theorie ist dies auch richtig, doch in der Praxis stellt das Schließen der Fallen und das Produzieren von Enzymen und Verdauungsflüssigkeiten sowie die erneute Öffnung der Fallen einen enormen Energieaufwand dar. Das schafft die Pflanze lediglich einige Male, bevor die entsprechende Falle dann abstirbt.
Das Füttern von Karnivoren ist daher meist keine so gute Idee. Abgesehen vom Energieaufwand führt eine zu häufige Fütterung, genau wie das Düngen, außerdem schnell zu einer Überversorgung mit Nährstoffen. Das schadet fleischfressenden Pflanzen enorm, weshalb sie anschließend absterben.
Warum gibt es dann Dünger für Karnivore?

Den gibt es, weil Züchter und Profis damit umgehen können. Sie verabreichen den Dünger nur in geringsten Mengen und meist auch nur bei bestimmten Pflanzenarten bzw. Gattungen. Zudem sagen selbst die erfahrensten Profis, was Karnivore angeht, dass mit dem Dünger äußerst vorsichtig umgegangen werden muss.
Füttern ist außerdem ebenfalls nur eine Art von Düngung, allerdings eine vergleichsweise schonende. Jedenfalls dann, wenn ihr es richtig macht. Außerdem reagiert die Pflanze nicht so extrem auf eine Fütterung, wie sie auf eine Düngung reagiert. Sie stirbt also nicht direkt, sondern zeigt erst einmal an, dass sie genug hat.
Das beste Beispiel für diese Art der Kommunikation ist die Venusfliegenfalle. Wurde sie gefüttert und ist ihr Nährstoffbedarf gedeckt, werden ihre Fallen zunehmend träger. Das führt dazu, dass die Fallen dermaßen langsam schließen, dass fast alle Insekten und insbesondere Fliegen ohne Probleme entkommen können. Sie gibt sich quasi keine Mühe mehr und fängt somit auch nichts.
Reagiert eine Karnivore mit ihren Fallen entsprechend langsam, ist dies ein deutliches Anzeichen dafür, dass ihr Nährstoffbedarf mehr als nur gedeckt ist. Es ist, als wäre sie vollgefressen und bräuchte nun nach dem großen Mahl erst einmal ein Verdauungsschläfchen.
Das richtige Füttern von Karnivoren
Wer fleischfressende Pflanzen füttern möchte, sollte besonders darauf achten, dass einige Arten nur dann Verdauungsenzyme produzieren, wenn sie Bewegung spüren. Tote Insekten oder ein Stück Fleisch bringen der Pflanze also nichts, da die Fallen zwar schließen, der Verdauungsvorgang aber nicht in Gang gesetzt wird.
Falls ihr eure Karnivoren füttern möchtet, müsst ihr die Bewegungen der Beute daher oft simulieren. Dies geschieht, indem ihr beispielsweise Bewegungen an der Fallenaußenseite erzeugt und der Pflanze so vorgaukelt, im Inneren der Falle würde sich ein Lebewesen befinden und um sein Überleben kämpfen.
Hier kommt es natürlich sehr auf die Pflanzenart an. Wenn es nicht um Klappfallen, sondern die klebrigen Tentakel des Sonnentaus geht, reicht es in der Regel aus, ein Insekt auf die Klebestellen zu legen, da dieser nicht zwingend eine Bewegung erfordert. Die Venusfliegenfalle hingegen benötigt die Bewegung als Reiz für ihre Falle.
Verschiedene Arten von Fütterung
Am Anfang haben wir euch erklärt, dass das Füttern normalerweise nicht notwendig ist. Lediglich Züchter von Karnivoren füttern ihre Pflanzen gerne, um das Wachstum weiter zu beschleunigen oder schwachen Pflanzen entsprechend mehr Energie zuzuführen. Hier hat jeder Pflanzenliebhaber dann seine ganz eigene Mischung.
Uns sind folgende Arten von Futter bekannt, die bei fleischfressenden Pflanzen erfolgreich eingesetzt werden können. Zum besseren Verständnis erklären wir kurz, was wir damit meinen und wie gefüttert wird.
Ei

Einige Züchter schwören laut ihren Berichten darauf, fleischfressende Pflanzen mit rohem Ei zu füttern. Ganz speziell die Venusfliegenfalle scheint darauf auch gut zu reagieren. Damit das klappt, müssen die Fallen aber stimuliert werden, da die Karnivore sonst zwar ihre Falle schließt, allerdings keinen Verdauungsprozess in Gang setzt. Wird dieser nicht begonnen, öffnen die Fallen nach einiger Zeit wieder, ohne die Nährstoffe verwertet zu haben.
Milch

Ganz besonders effektiv soll auch die Fütterung mit Milch sein. Dazu wird Milch mit Wasser verdünnt auf die Fallen geträufelt. Das klappt gut bei Klebefallen, wie sie der Sonnentau besitzt. Dieser rollt seine Blätter bei Milch auffällig begeistert ein und präsentiert anschließend einen starken Wachstumsschub.
Bei einer Fütterung mit Milch müsst ihr aber unbedingt auf die Rückstände aufpassen. Die können schimmeln und das ein oder andere Blatt kann von der Fütterung unter Umständen absterben. Dennoch ist die Fütterung mit Milch sehr effektiv und wird in der Regel mit starkem Wachstum belohnt.
Wer die Milch mit Wasser verdünnt, läuft weniger Gefahr, schimmlige Rückstände zu hinterlassen, darf dann aber auch nicht so einen starken Effekt wie bei unverdünnter Milch erwarten. Am besten an die richtige Dosis herantasten und selbst ausprobieren.
Fisch
Ebenfalls wirkungsvoll ist die Fütterung mit Fischfutter. Klingt verrückt, funktioniert aber nahezu perfekt
und lässt die fleischfressenden Pflanzen extrem gut wachsen. Dazu wird ein rein tierisches Fischfutter verwendet und dann entsprechend vorbereitet. Zwei Methoden gibt es zur Fütterung mit Fischfutter:
- Methode 1: Ihr feuchtet das Futter leicht an, bis es weich wird. Diese eingeweichten Brocken, die nun die Konsistenz von feuchtem Toast haben, zerkleinert ihr und legt sie in die Fallen eurer Karnivoren.
- Methode 2: Ihr zerkleinert das Fischfutter zu feinem Staub und lasst es auf die Klebefallen rieseln. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Anschließend besprüht ihr die Pflanze vorsichtig mit etwas Wasser, damit das Fischfutter weich wird.
Fischfutter ist ein Geheimtipp, wenn es um die Fütterung von Karnivoren geht. Gerade für diejenigen, die gerne prächtige Blüten an ihren fleischfressenden Pflanzen sehen möchten, ist Fischfutter empfehlenswert. Es ist noch stärker als die Fütterung mit Milch und gleichzeitig ist fast immer ein deutlicher Schub in Wachstum und bei der Blütenbildung zu sehen. Hier kommt es aber sicherlich auch auf das verwendete Fischfutter an.
- Hochwertiger Mix aus 4 verschiedenen Futtertieren: Wasserflöhe 29 Prozent, Artemia 18 Prozent, Krill 29 Prozent, Gammarus 24 Prozent
- TetraDelica Mix ist die ideal Ergänzung zum Tetra Hauptfutter und sorgt für eine abwechslungsreiche, artgerechte Fütterung
- Sorgfältig gefrier- bzw. sonnengetrocknetes Naturfutter für einen optimalen Nährwert und Qualität
- Gammarus: Natürliche Quelle an Carotinoiden zur Verstärkung der Farbenpracht der Fische. Proteingehalt: ca. 45 Prozent
- Krill: Essentielle Omega-3 Fettsäuren für gesundes Wachstum. Proteingehalt: ca. 65 Prozent
Insekten

Der Klassiker bei der Fütterung sind natürlich Insekten. Die fangen fleischfressende Pflanzen schließlich sowieso. Auch hier ist es wichtig, dass bestimmte Pflanzenarten nur dann Verdauen können, wenn bei geschlossenen Fallen noch Bewegung zu spüren ist. Wenn nicht, öffnen sich die Fallen nach einiger Zeit wieder, ohne dass die Beute im Inneren zersetzt wurde.
Wer möchte, kann allerdings Insekten und Fliegen aus dem Zoohandel kaufen und sie mit einer Pinzette in die Fallen legen. Da es hier genügend Lebendtiere für Reptilien gibt, besteht eigentlich kein Grund, tote Fliegen zu füttern.
- hervorragendes Futtertier für Reptilien, Amphibien & Vögel
- 5 Dosen Goldfliegen mit je 100 Stk.
- Geliefert werden Puppen. Aus diesen schlüpfen nach wenigen Tagen die Goldfliegen
- Schlupf kann über mehrere Wochen hinausgezögert werden bei einer Lagerung bei +12 °C
- Der Versand erfolgt nur von Montag - Donnerstag
Ist das Düngen oder Füttern empfehlenswert?
Zeit noch einmal ein Fazit zu ziehen. Prinzipiell ist Füttern so gesehen nichts anderes als eine Düngung, da auch hier Nährstoffe hinzugeführt werden. Allerdings natürlicher und über die Fallen, was gerade bei Karnivoren deutlich besser funktioniert. Auch deshalb, weil sie auf eine Fütterung nicht ganz so extrem reagieren wie auf die Düngung. Letztere führt sehr oft zum Tod der fleischfressenden Pflanze.
Wir würden, wenn überhaupt, zum Füttern raten. Auch hier sei aber wieder gesagt, dass beides Methoden sind, die sich an erfahrene Pflanzenhalter richten, nicht an Anfänger und Neulinge im Bereich Karnivore. Wer Futter falsch platziert, riskiert beispielsweise gerne mal Schimmel an und in der Pflanze und wer zu viel füttert, provoziert dieselbe Überversorgung, wie sie bei Dünger auftritt.
Gerade diejenigen, die sich jedoch schon etwas auskennen, sind mit der Fütterung gut beraten. Zumal diese für hübschere Blüten sorgt oder vermeintlich kleine Pflanzen entsprechend stark wachsen lässt. Wie immer gilt aber auch hier, dass keine pauschalen Empfehlungen möglich sind und jede Pflanze anders auf eine Fütterung reagiert. Ausprobieren und Erfahrungen sammeln ist also von Vorteil.