Karniplants Faszination fleischfressende Planzen

Eignen sich fleischfressende Pflanzen wirklich als Fliegenfänger? Wir überprüfen den Mythos!

Es kommt doch auf die Größe an.
Fly is eaten by carnivorous green plant

Die Venusfliegenfalle legt die Vermutung nahe, dass fleischfressende Pflanzen ideale Fliegenfänger sind. Wozu also im Sommer die Fliegen mit Hausmitteln vertreiben oder unschöne und qualvolle Fliegenfänger aufstellen, wenn die Lösung eine einfache Pflanze sein kann?

Tja, ganz so simpel ist die Sache mit der Venusfliegenfalle dann leider doch wieder nicht und ob sich andere Karnivoren als Fliegenfalle oder Fliegenfänger eignen, müssen wir auch erst einmal genauer untersuchen. Nur weil es der Name vermuten lässt, trifft es schließlich nicht automatisch zu.

Zum Glück machen wir heute genau das, denn in diesem Beitrag dreht sich alles darum, den Mythos zu überprüfen. Wir gehen der Legende auf den Grund, die besagt, dass eine fleischfressende Pflanze ausreicht, um in der Wohnung, auf dem Balkon oder im Garten nie wieder eine unangenehme Anzahl an Fliegen zu haben. Und gegen Fruchtfliegen in der Küche helfen Karnivoren natürlich auch noch, jedenfalls wird dies ebenso häufig behauptet.

Doch ist das alles wirklich so? Was ist dran an den Aussagen? Finden wir es gemeinsam heraus.

Karnivore zur Fliegenbekämpfung einsetzen

Venusfliegenfalle mit Fliege
Venusfliegenfalle mit Fliege

Egal ob Sonnentau oder Venusfliegenfalle, es dürfte unumstritten sein, dass fleischfressende Pflanzen Fliegen als Beute betrachten. Kleine Insekten sind von der Größe her zudem ideal für die Karnivoren. Gerade die Venusfliegenfalle heißt schließlich nicht umsonst so, denn ihre Fallen sind wie gemacht für Fliegen und kleine Insekten aller Art.

Tatsächlich werden Halter dieser Pflanzen auch schon einmal die ein oder andere Fliege gesehen haben, die sich in eine der Klappenfallen der Venusfliegenfalle verirrt hat. Sind diese dort gefangen, gibt es kein Entkommen mehr und die Fliegen werden von der Karnivore nach und nach verdaut. So weit, so einleuchtend und bereits bekannt.

In der Realität gelingt dies jedoch nicht. Jedenfalls nicht so wie gedacht. Gerade die Venusfliegenfalle mag zwar die ein oder andere Fliege im Jahr fangen, doch würde sie ständig Beute machen, würde sie aufgrund einer Überversorgung eingehen. Beim Sonnentau sieht das ähnlich aus. Außerdem ist das Schließen der Fallen extrem anstrengend für die Pflanze. Ein ständiges Fangen von Fliegen wäre für sie also so, als würdet ihr den ganzen Tag über immer wieder Gewichte heben. Jeden Tag, jeden Monat, über das gesamte Jahr hinweg.

Kannenpflanzen können zwar den Bestand an Fliegen reduzieren, doch das liegt meist schlichtweg daran, dass die Fliegen in den Kannen elendig verenden. Dafür muss sich aber zunächst Flüssigkeit in den Kannen befinden, die ihr selbst hinzufügen solltet, da viele Kannenpflanzen sie bei der Haltung innerhalb der Wohnung gar nicht von selbst bilden. Auch hier besteht wieder die Gefahr der Überversorgung und oft schimmeln und Gammeln die Toten Fliegen in den Kannen, was dann wiederum der Pflanze schadet.

Alles also nicht so einfach wie vorher gedacht. Der Eindruck, dass fleischfressende Pflanze ein Insekt nach dem anderen fangen, ist daher quatsch. Sie könnten es schlichtweg nicht überleben, da es zu einer Überdüngung kommen würde.

Fleischfressende Pflanzen gegen Fruchtfliegen

Fruchtfliege als ideales Pflanzenfutter

Anders sieht es bei den nervigen Fruchtfliegen aus, die sich oft in der Küche breit machen und das Obst in Beschlag nehmen. Hier hilft ein Sonnentau tatsächlich Wunder, da die winzigen Fliegen an den klebrigen Blättern schnell mal hängen bleiben und dabei so klein sind, dass es der Pflanze nicht großartig schadet.

Auch die Venusfliegenfalle reagiert auf die winzigen Fliegen. Gerade wenn ihre Fallen noch sehr flexibel und klein sind, fängt sie tatsächlich die ein oder andere Fruchtfliege, ohne dass es ihr Probleme bereiten würde. Wie von selbst reduziert sich dann die Anzahl an Fruchtfliegen in der Küche und das Obst bleibt frisch und unberührt.

Fleischfressende Pflanzen gegen Fruchtfliegen einzusetzen, kann also wirklich erfolgversprechend sein.

Wichtig ist dabei nur, dass die Beute nicht zu groß wird. Fängt eine Karnivore ständig ausgewachsene Stubenfliegen, geht sie entsprechend schnell ein. Nur die kleinen Fruchtfliegen bilden hier eine Ausnahme.

Karnivore sind eine Hilfe, keine dauerhafte Lösung

Was hoffentlich klar geworden ist, ist die Tatsache, dass Karnivoren nicht einfach als Fliegenfalle genutzt werden können. Auch dann nicht, wenn die Fliegenfalle sogar Teil ihres Namens ist, wie bei der mehrfach erwähnten Venusfliegenfalle. Die Bezeichnung der Pflanze täuscht in diesem Fall. Ein ständiges Fangen von Beute würde die fleischfressende Pflanze sogar eingehen und sterben lassen.

Gerade bei Fruchtfliegen sind Karnivore aber eine nette Ergänzung, um den Bestand drastisch zu reduzieren. Vor allem dann, wenn entsprechende Orte bereits bestens bekannt sind. Der Obstteller auf dem Tisch wird also durch einen Sonnentau auf der Fensterbank oder in direkter Nähe ergänzt. Vielleicht auch gleich zwei oder drei, um sicherzugehen, dass sich der Bestand an Fruchtfliegen wirklich reduziert. Die Venusfliegenfalle hilft ebenfalls dabei, ein paar der Fruchtfliegen loszuwerden.

Verstehen müsst ihr dabei nur die Tatsache, dass Karnivore als Hilfe zwar wunderbar funktionieren, jedoch keine dauerhafte Lösung darstellen oder wirklich eine Wunderwaffe sind. Sie reduzieren das Aufkommen oder halten es in Grenzen, sorgen aber nicht von heute auf morgen dafür, dass sämtliche Fruchtfliegen aus der Küche verschwunden sind. Ganz so einfach geht es dann leider doch nicht.

Tod der fleischfressenden Pflanzen durch Überversorgung

Am Ende möchte ich noch einmal auf das Thema der Überdüngung bzw. Überversorgung eingehen, welches häufig unterschätzt wird. Karnivore benötigen nur sehr wenige Nährstoffe und ziehen diese aus dem Boden. Ihr Fähigkeit Beute zu fangen, ist eher als Ergänzung zu sehen, da sie in der Natur oft an extrem nährstoffarmen Stellen wachsen und ihren Bedarf nicht immer vollständig decken können.

Schafft eine fleischfressende Pflanze es nicht, ihren Bedarf an wichtigen Nährstoffen zu decken, kann sie ihre Fallen nutzen und die benötigen Stoffe aus der Verdauung ihrer Beute ziehen. Da die Pflanze aber eben nur wenig davon benötigt, geschieht das nicht allzu häufig. Es ist eher eine weitere Möglichkeit zur Nahrungsversorgung dieser Pflanzen, die sich im Laufe der Evolution gebildet hat.

Genau das ist auch einer der Gründe dafür, warum fleischfressende Pflanzen nicht gefüttert werden sollten. Wird es doch getan, wirkt die Beute wie ein Dünger und geschieht es zu häufig, kommt es zu einer Überdüngung, also einer Überversorgung durch Nährstoffe. Daraufhin stirbt die Pflanze und geht entsprechend schnell ein.

Bei den Fliegen ist es dasselbe Muster. Fängt die Pflanze ab und zu mal auf ganz natürliche Art und Weise eine Fliege, tut ihr das gut und gehört zu ihrer Lebensweise dazu. Wird dies aber künstlich erhöht (z. B. durch Fütterung), geht sie ein. Sie bekommt schlichtweg mehr, als ihr guttut.

Übrigens liegt dies nicht nur an der Überversorgung, sondern auch an dem Energieaufwand. Das Öffnen und Schließen der Fallen ist für die Karnivore extrem anstrengend. Selten ist dies möglich, doch zu oft werden sämtliche Kräfte aus der Pflanze gezogen. Nicht umsonst sterben die Fallen in der Regel ab, nachdem sie mehrmals ausgelöst wurden.

Fleischfressende Pflanzen sind keine Wunderwaffe gegen Fliegen

Lockt auch Insekten an: Blüte der Schlauchpflanzen

Schlussendlich bewahrheitet sich dieser Mythos deshalb nicht. Fleischfressende Pflanze können den Bestand an Fruchtfliegen zwar durchaus reduzieren, werden aber nicht dafür sorgen, dass dieser gar nicht mehr auftauchen oder in Erscheinung treten.

Gleiches gilt für Stubenfliegen. Die Venusfliegenfalle fängt gerne ab und zu mal eine Fliege, die sich durch das Fenster in den Innenbereich verirrt, doch werden es zu viele, wird dieser Prozess für sie zu einem aufwendigen und stressigen Vorgang, den sie aufgrund verschiedener Aspekte vermutlich nicht überleben wird.

Am Ende also einfach nicht zu viel erwarten. Als kleines Hilfsmittel sind Sonnentau und Venusfliegenfalle nämlich durchaus geeignet und dekorativ gleichermaßen. Nur die erhoffte oder oft versprochene Wunderwaffe, das sind die Karnivoren am Ende dann leider nicht. Wäre dem so, gäbe es aber wohl auch keine Fliegen mehr auf der Welt.


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